Große Anfrage zur Gewalt beim Fußball in Hamburg

Politik

Der Senat hat eine Große Anfrage meiner Fraktion zur Gewalt beim Fußball in Hamburg beantwortet. Nach den üblen Ausschreitungen beim diesjährigen „Schweinske-Cup“ wurde es nochmal sehr deutlich, dass über dieses Problem gesprochen werden muss. Die Anfrage liefert für Hamburg interessante Zahlen. Die Situation beim Relegationspiel zwischen Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC hat aber auch gezeigt, dass dies kein auf Hamburg begrenztes Problem ist.

Die Entwicklungen machen deutlich, dass Fußball auch eine Plattform und ein Ventil für gesellschaftliche Probleme ist. Ich besuche seit über 20 Jahren regelmäßig Fußballspiele, hatte zehn Jahre eine Dauerkarte vom HSV und habe auch viele nationale und internationale Auswärtsspiele vom HSV besucht. Auch beim FC St. Pauli habe ich einige Heimspiele besucht. Da dürften mehrere hundert Spiele zusammengekommen sein und die allergrößte Zahl der Besuche verlief absolut friedlich. In der Regel hatte ich Stehplatzkarten, ich war also „mitten im Geschehen“. Und doch gab es Situationen, wo ich mir gedacht habe „muss das jetzt sein?“. Ob grenzwertige Sprüche, Wurfaktionen (nicht nur Obst auf Oliver Kahn) oder eben die umstrittenen Pyro-Aktionen. Für die einen trägt es zur Atmosphäre bei, für die anderen ist es einfach nur ein Ärgernis. Ich stand im alten Duisburger Stadion neben einer explodierten Rauchbombe und hatte nicht nur einen Riesenschrecken, sondern auch den Rest des Spiels tränende Augen und konnte kaum noch etwas sehen. Meiner Meinung nach, haben solche Aktionen im Stadion nichts zu suchen. Und ja, ich habe auch schon für Laien nicht nachvollziehbare Polizeitaktiken erlebt und würde mir wünschen, dass hier eine offenere Kommunikation stattfindet und nicht alle Fan-Gruppen über einen Kamm geschoren werden.
Die Anfrage selber liefert überraschende Antworten. Obwohl das Fan-Aufkommen beim HSV deutlich höher ist, sind die Straftaten rückläufig und liegen sogar hinter dem des FC St. Pauli (HSV: 97, Pauli: 131 in Saison 11/12). Dass die Mopo daraus gleich tituliert, die Pauli-Fans seien krimineller, als die HSV-Fans, ist blöder Boulevard-Stil. Die große Mehrheit der Fans beider Vereine sind absolut friedlich und wollen einfach nur guten Fußball sehen. Beim HSV gelten ca. 410 Anhänger als problematisch (270 Kat. B, 140 Kat. C). Beim FC St. Pauli sind es 200 Personen der Kategorie B und 75 der Kategorie C.
Heiß diskutiert werden die Stadionverbote. Zum Stichtag 4.5.2012 sind in Deutschland 3335 Personen mit einem Stadionverbot belegt. Davon sind 65 Anhänger des HSV und 15 Anhänger vom FC St. Pauli. Beide Vereine haben in den letzten beiden Jahren keine neuen Verbote ausgesprochen.
Was mich verwundert hat, ist die Tatsache, dass bei Alkoholverboten im Millerntorstadion Ausnahmen für die VIPs gemacht werden. Während beim HSV das Alkoholverbot bei „Problemspielen“ stadionweit gilt, dürfen die VIPs beim FC St. Pauli weiterhin Bier & Sekt schlürfen, während der Rest auf dem Trockenen sitzt. Hier wird offensichtlich mit zweierlei Maß gemessen.
Um die Probleme in den Griff zu bekommen, hat Innensenator Michael Neumann nach dem „Schweinske-Cup“ Vertreter von Vereinen, Verbänden und der Polizei zu einem Gespräch eingeladen. Daraufhin wurde ein „Örtlicher Ausschuss Sport und Sicherheit“ (ÖASS) eingerichtet. Hiermit sollen alle Beteiligten besser vernetzt werden, um so ein einheitliches Handeln abzustimmen. Ferner soll die Kommunikation der Polizei mit den Sicherheitsbeauftragten, Fanprojekten und Fanbeauftragten intensiviert werden.
Ausschreitungen wie beim „Schweinske-Cup“ oder Situationen wie beim Relegation-Spiel in Düsseldorf gehören zur absoluten Ausnahme und ich hoffe, dass dies auch so bleibt. Es wäre schade, wenn wir wegen solcher Szenen nun wieder zu einem Aufrüsten der Sicherheit kämen. Ich jedenfalls möchte nicht wieder Fußball hinter Gittern gucken müssen, nur weil einige wenige Deppen sich nicht im Griff haben. Auch innerhalb der Fans sollte die (ohnehin schon stattfindende) Diskussion über Sinn und Unsinn bestimmter Aktionen intensiviert werden. Andernfalls leiden wir und der von uns so geliebte Sport darunter!
[Antwort des Senats auf die Große Anfrage „Gewaltbereite Fans beim Fußball in Hamburg]

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