Gutachten Live-Musik-Clubs auf St. Pauli

Politik

Am letzten Donnerstag wurde beim vom Bezirk Hamburg-Mitte organisierten 4. Runden Tisch zum Musikstandort St. Pauli das „Gutachten Live-Musik-Clubs auf St. Pauli“ vorgestellt. Mit dem auf Initiative der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte beauftragten Gutachten gibt es erstmals in Deutschland eine Untersuchung zu den stadtökonomischen Wechselwirkungen und der planungsrechtlichen Situation von Live-Musik-Clubs. Es ist Teil eines seit mehreren Jahren vom Bezirk angestossenen Prozess zur Förderung der Live-Musik-Clubs. Das Gutachten hat die derzeitige Situation und die Entwicklungsmöglichkeiten von Live-Musik-Clubs im Kernbereich von St. Pauli untersucht und gibt Handlungsempfehlungen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für Live-Musik-Clubs. In den nächsten Tagen soll es auch online auf den Seiten des Bezirksamts zur Verfügung stehen.
Live-Musik-Clubs tragen zur bunten Mischung St. Paulis bei. Sie sind Imageträger mit weiträumiger Ausstrahlung und haben als Ausdrucksform einer lebendigen Musikwirtschaft eine große Bedeutung für die Stadt. Insbesondere die kleineren Clubs sind Orte an denen sich Nachwuchsbands ausprobieren können und wo neue Trends entstehen. Gerade die Clubs, die auf ein musikalisch anspruchsvolles Programm wert legen, sind eng verwoben mit der Hamburger, der nationalen und der weltweiten Musikszene und bilden das Rückgrat der Hamburger Musikwirtschaft. Sie bewegen sich in dem Grenzbereich zwischen nicht-kommerziellem, künstlerischem Schaffen und klarer wirtschaftlicher Darbietung von Waren und Dienstleistungen. Gerade der Musikbereich zeigt, dass die Bereiche Kultur und Ökonomie von zunehmender Konvergenz geprägt sind.
Das Gutachten macht deutlich, dass die Instrumente der Stadtplanung nur Teil eines Gesamtkonzepts zur Förderung der Live-Musik auf St. Pauli sein kann. Kultur- und Wirtschaftsförderung sowie politische Unterstützung sind weitere unverzichtbare Faktoren. Die bisherigen Anstrengungen des Bezirks werden durchweg positiv bewertet. Die Clubbetreiber haben in der Verwaltung verlässliche und kompetente Ansprechpartner. Durch den Clubleitfaden des Bezirks konnten viele Hürden im Vorfeld der Neugründung von Musikclubs ausgeräumt werden. Aktuell werden neue Clubs, beispielsweise der Mojo-Club unter den Tanzenden Türmen, gebaut und weitere geplant – auch ein Zeichen dafür, dass der Bezirk es ernst meint mit der Förderung der Live-Musik.
Das Gutachten zeigt aber auch auf, wo die Grenzen des bezirklichen Handelns erreicht werden. Deshalb fordert das Gutachten, dass ein Hamburger Gesamtkonzept erstellt werden sollte, welches die besondere Dynamik und die komplexe städtische Gemengelage berücksichtigt. Ein Thema, welches sich dann sicherlich die neue Regierung ab Februar annehmen wird.
In der Bezirksversammlung werden wir jetzt das Gutachten auswerten und erste Empfehlungen umsetzen. So wird beispielsweise ein „Investorenleitfaden“ erarbeitet, der die Immobilienbesitzer über mögliche Maßnahmen zur Verminderung von Lärmbelästigungen aufklärt und Empfehlungen für die Einrichtung von Live-Musik-Clubs abgibt. Außerdem soll gemeinsam mit der Interessengemeinschaft Hamburger Musikwirtschaft (IHM) und der Firma JC Decaux Wege gefunden werden, wie das erfolgreiche Plakatprojekt „Hamburger Clubhighlights“ weiterentwickelt und dauerhaft gesichert werden kann.
Die Musikkultur einer Stadt ist ein wichtiger Baustein einer lebendigen Metropole und der Stadtteil St. Pauli ist das Epizentrum. Gleichzeitig sind die Bereich rund um die Reeperbahn aber auch immer schon Wohnquartiere gewesen und in letzter Zeit hat es viele Diskussionen gegeben, in welche Richtung sich der Stadtteil entwickelt. Nicht alle Entwicklungen sind positiv. Zum Teil gibt es parallel verlaufende Aufwertungs- und Abwertungstendenzen. Wenn St. Pauli weiterhin „etwas besonderes“ sein soll, dann darf der Stadtteil nicht zu einem von Nostalgie geprägten Freizeitpark verkommen oder von Investoren „auf Hochglanz gebürstet“ werden. Es braucht vielmehr ein Klima, das kulturelle Dynamik entfaltet, Veränderung zulässt und gleichzeitig die Interessen der Bewohner auf gleiche Augenhöhe stellt.

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