Social Media und die politische Relevanz

Allgemein

Wir haben immer noch keine echten Auswirkungen auf die Politik in den USA, in Deutschland oder in Europa als Folge der Social Media-Revolution gesehen. Ich hör zwar immer, dass Obama es ganz gut einsetzt. Ja, das tut er. Aber es ist bisher mehr Kampagne, es sind Videos und Reden. Größere Auswirkungen hatte meiner Meinung da eher die Nutzung von Twitter im Iran, in Ägypten oder in Weissrussland.
Die Diskussionen finden zwar statt. Es gibt viele politische Blogs, Nachrichten auf Twitter, jede Menge Facebook-Gruppen oder Causes. Alles ganz nett. Aber nachhaltige Effekte hat dies bisher nicht. Das politische Netz ist immer noch in den Kinderschuhen. Da werden lustige Videos über die mangelnden Sprachkenntnisse führender Politiker im Netz verteilt oder Bilder und Plakate verändert. Da wird mal ein Artikel intensiver diskutiert oder eine Gesetzesinitiative zerissen. Zum größten Teil ist das immer noch Gossip oder kurzatmiger Aktivismus. Es gibt wenige Ausnahmen, die den Sprung in den politischen Betrieb geschafft haben.
Einer der Gründe ist begründet in den Strukturen, die das Netz befördert. Der politische Diskurs im Internet wird geprägt von kurzfristigen Bündnissen oder sehr losen Gruppierungen. Häufig gibt es in diesen Diskussionen auch keinen längerfristigen Konsens. Dies macht es für die eingefahrenen politischen Strukturen und ihre Entscheidungsfindungen so schwierig, die Relevanz der hier stattfindenen Diskussionen zu bemessen. An wen sollen sich die Entscheidungsträger denn wenden? Mit wem verhandeln?
In der Wirtschaft sieht das mittlerweile anders aus. Unternehmen reagieren auf die Diskussionen über ihre Marken und Produkte im Netz in letzter Zeit immer professioneller. Hier werden neue Tools entwickelt und getestet. Die Politik hinkt hier gewaltig hinterher. Erst wenn sich mehr Institutionen an Experimente wagen und sich trauen, deren scheitern in Kauf zu nehmen, kann sich mehr Professionalität durchsetzen. Dann wird Social Media zu einem ernsten Anwärter auf die Aufmerksamkeit der Regierungen und der politischen Entscheidungsträger.
Aber das wird geschehen. Die Gespräche, die wir rund um das Politcamp führen, geben mir diese Hoffnung. Da entwickelt sich gerade etwas. Einige kleine Gruppen versuchen herauszufinden, wie sich diese Entwicklungen in die Politik weitertragen lassen. Die Anfragen von Firmen, die Beteiligungsformen durch Social Media in politische Entscheidungsprozesse einbauen wollen, häufen sich bei mir in letzter Zeit. Ich glaube in einigen Jahren wird dies selbstverständlich sein. Ich geb‘ dem Ganzen noch so 5-10 Jahre.

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