Steve Jobs ist nicht der Retter der alten Medien und der freien Presse

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Ich bewundere Steve Jobs für die Dinge die er macht. Die Pixar-Filme haben mir viele schöne Stunden bereitet, seit zwei Jahren arbeite ich auf einem MacBook und erinnere mich nur noch mit Grauen an den Schrott zurück, den ich vorher benutzt habe. Das iPhone hat die Art und Weise meiner Internetnutzung verändert. Der iTunes-Store ist die innovativste Schaffung eines kontrollierten Medien-Kanals seit der Erfindung des Fernsehers.
Heute kommt also das neueste Wunderding aus dem Hause Apple. Viele haben den heutigen Mittwoch schon zum iWednesday umbenannt. Ich bin auch gespannt, was für Wunderdinge denn das iSlate, iPad oder wie auch immer das Teil heißen wird, vollbringen kann. Wenn ich jetzt aber Artikel wie diesen der New York Times lese, wundere ich mich doch ein wenig. Apple soll demnach im letzten Monat recht aggressiv auf Publisher zugegangen sein. Konkret geht es um potentielle Geschäftsmodelle im Bereich der E-Books und Paid Content-Vermarktung. Wenn ich aber in dem Artikel lese „Steve believes in old media companies and wants them to do well“ und „He believes democracy is hinged on a free press and that depends on there being a professional press“ dann glaube ich das eher weniger.
Wo war Jobs Glaube an die „freie Presse“, als Apples Anwälte Blogger verklagte, die seine Mauer des Schweigens rund um Apple durchbohrten? Apples Vorstellung von Presse ist eine „gehandhabte“ Presse, Informationen werden kontrolliert oder gezielt „geleaked“. Die Kontrolle über die Apple-Kanäle könnten kontrollierter kaum sein. Bereits jetzt ist der AppStore keine freie Plattform zur Vermarktung von Programmen oder Inhaten für das iPhone. Die Verteilung von Inhalteangeboten auf Apples neuestem Produkt wird ebenfalls „in Ketten gelegt“ sein.
Und was hat das mit den „alten Medien“ zu tun? iSlate wird nicht zu einem „Print-Leser“, deshalb ist es unmöglich, dass es die Printindustrie retten wird. Es wird ein digitales Inhalte „Konsum“-Gerät. Jeder Einzelne wird alles aus dem Web lesen können, jeden Song und jedes Video weiterhin herunterladen können. Vielleicht, wenn die Nutzer mit dem allen durch sind, werden sie für heruntergeladene Kopien von Printmedien etwas bezahlen. Vielleicht…
Steve Jobs hat den iWhatever nicht wegen seiner Liebe zur freien und professionellen Presse geschaffen. Er schuf es, weil der Markt seit den Anfängen des multimedialen Internets auf so ein Produkt gewartet hat. Ich denke, nicht die alten Medien werden in erster Linie davon profitieren, sondern genau die Unternehmen, die bereits jetzt erfolgreich die Content-Vermarktung im Netz betreiben.
Ich freu mich auf das neue Gerät. Bin gespannt, wann ich es das erste Mal selber in Hand halten werden. Viel wichtiger wird aber die Entwicklung auf dem Markt sein. Heute wird ein neuer Kanal und eine neue Plattform das Licht der Öffentlichkeit erblicken. Die Kunden erhalten ein tolles Produkt, welches den Zugang zum Netz weiter vereinfachen wird. Für die Inhalte-Anbieter wird es den Wettbewerb weiter anheizen.

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